Kiefergelenkserkrankungen und Funktionsstörungen
Zu uns kommen häufig Patienten, die über ganz unterschiedliche Schmerzen und Funktionseinschränkungen im Bereich des Kiefergelenks klagen. Nicht selten stellen Betroffene Geräusche beim Öffnen und Schließen des Mundes fest. Später dann bereiten ihnen Kaubewegungen Beschwerden, oder der Mund lässt sich nicht mehr richtig öffnen. Ebenfalls berichten die Patienten über Ohrenschmerzen (mitunter auch mit begleitenden Ohrgeräuschen, Tinnitus), Kopfschmerzen, diffuse Gesichts- oder auch bis in die Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur ausstrahlende Schmerzen und Funktionseinschränkungen. Auch Schwindel kann ein Symptom von Kiefergelenkserkrankungen sein.
Zunächst werden wir mithilfe eines bildgebenden Verfahrens ausschließen, dass es sich bei Ihren Symptomen um eine primäre Kiefergelenkserkrankung handelt. Hierzu zählen abnutzungsbedingte oder krankhafte Gelenkveränderungen, wie z.B. Arthrose, entzündliche Erkrankungen, Wachstumsverzögerungen oder verstärktes Wachstum. Frakturen, Dislokationen oder auch Neoplasien lassen sich ebenfalls auf einem MRT Bild sichtbar voneinander abgrenzen. Diese Erkrankungen des Kiefergelenks treten jedoch eher selten auf und benötigen eine interdisziplinäre Behandlung.
Ebenso ist der „ausgerenkte Kiefer“ (Kiefergelenksluxation) ein sehr seltenes, jedoch äußerst schmerzhaftes akutes Ereignis, das zwar auch nach traumatischer Einwirkung (z.B. Faustschlag), aber in der Regel bei ganz unspektakulären alltäglichen Bewegungen des Kiefers auftritt wie z.B. Gähnen, Zähneputzen, bei der Zahnbehandlung oder dem Beißen in ein großes Sandwich. In der Regel können wir den Kiefer per Hand wieder einrenken (manuelle Reposition). Wichtig ist, dass Sie sehr schnell unsere Praxis aufsuchen, weil ansonsten die Muskulatur so sehr verkrampft, dass das manuelle Einrenken unmöglich wird. Eine Luxation des Kiefergelenks ist ein Notfall.
In der Praxis weit häufiger sind die funktionellen Erkrankungen des Kiefergelenks. Die so genannte craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Häufig führen das nächtliche Zähneknirschen oder das Aufeinanderpressen der Zähne (auch tagsüber) zu einer Überlastung der Kiefermuskulatur und sichtbarer Abnutzung der Zähne. Ebenso können auch Zahnfehlstellungen, schlecht sitzender Zahnersatz oder eine einseitige Kopfhaltung (z.B. durch sitzende Tätigkeit vor dem Bildschirm) die Ursache für funktionelle Beschwerden im Kiefergelenk sein.
Im Rahmen einer CMD-Therapie werden Sie von uns zunächst den Rat erhalten, Stress abzubauen, da dieser nicht selten die Ursache für das Zähneknirschen ist. Wir wissen natürlich, dass dies leichter gesagt als getan ist. Um Ihnen effektiv helfen zu können und damit Sie langfristig beschwerdefrei werden, sind wir allerdings auf Ihre Kooperation angewiesen.
Darüber hinaus empfiehlt sich eine Therapie mit Aufbissschienen, d.h. herausnehmbaren Schienen, die Sie vor allem nachts tragen sollten, um den Kiefer zu entlasten. Diese fertigt Ihr Zahnarzt für Sie an. Eine gezielte krankengymnastische Behandlung kann zusätzlich zur Linderung der Beschwerden führen. Hier arbeiten wir mit auf CMD spezialisierten Physiotherapeuten zusammen. Bei starken Schmerzen kann auch der Einsatz von schmerzlindernden oder die Muskulatur entspannenden Medikamenten angezeigt sein.